
Cannabis Pflanzen richtig beschneiden: Das musst Du wissen!
Unter Growern wird immer wieder über das Beschneiden von Cannabispflanzen diskutiert. Die einen schwören darauf und sind davon überzeugt, dass es den Ernteertrag erhöht. Andere sind hingegen der Meinung, dass man die Pflanzen einfach wachsen lassen sollte. Im folgenden Artikel geben wir dir einen Überblick über die am häufigsten eingesetzten Methoden und erklären dir, was du von ihnen erwarten kannst.
Warum Grower ihre Cannabis Pflanzen beschneiden
Cannabispflanzen gedeihen seit Tausenden von Jahren ganz ohne menschliche Hilfe in der freien Natur – und das sehr erfolgreich. Trotzdem greifen heutzutage fast alle Grower zur Schere – und das aus gutem Grund: Durch das Beschneiden der Pflanzen werden gezielt Triebe entfernt, um das Wachstumsmuster zu beeinflussen. Diese Methode wird oft als High-Stress-Training (HST) bezeichnet und soll die Pflanze dazu anregen, mehrere gleichwertige Haupttriebe zu entwickeln, statt nur in die Höhe zu wachsen. Wenn sie richtig angewendet wird, führt dies zu einer kompakteren, besser belichteten Pflanze und letztlich zu höheren Erträgen.
Vor- und Nachteile des High-Stress-Trainings
Vorteile |
Nachteile |
Ertragssteigerung: HST fördert eine stärkere Verzweigung und mehr Haupttriebe, was zu einer höheren Ernte führen kann. | Stress für die Pflanze: Da die Pflanze stark geschnitten wird, kann dies zu Stress führen. |
Bessere Lichtverteilung: Durch die Veränderung des Wuchsbildes erreichen mehr Triebe das Licht, was die Photosynthese und wiederum das Wachstum fördert. | Erhöhtes Risiko für Infektionen und Schäden: Offene Schnittstellen können anfälliger für Krankheiten machen; unsaubere Schnitte schädigen die Pflanze und behindern ihre Entwicklung. |
Erfolgreiche Wuchsoptimierung: Wenn richtig angewendet, führt HST zu einer kompakten, gut strukturierten Pflanze, die auf engem Raum mehr Triebe entwickeln kann. | Verzögerung des Wachstums: Direkt nach dem Schnitt benötigt die Pflanze Zeit, um sich zu erholen, was das Wachstum verlangsamen kann. |
Bessere Höhenkontrolle: Indoor schießen Pflanzen oft zu schnell in die Höhe. HST ist ideal bei begrenztem Platz unter der Lampe. |
Im folgenden Artikel stellen wir dir die wichtigsten Beschneidungstechniken vor – von den eher stressigen Eingriffen wie dem klassischen Topping, das bei richtiger Anwendung jedoch sehr erfolgreich sein kann, bis hin zu sanfteren Methoden zur schonenden Wachstumssteuerung.
Topping bei Cannabis Pflanzen: Wann, wie und warum es sich lohnt
Topping ist eine bewährte Technik im Cannabis Anbau, insbesondere in der Wachstumsphase. Dabei wird der Haupttrieb einer jungen Pflanze gekappt, um das Wachstum in die Breite zu fördern und mehrere gleichwertige Haupttriebe zu erzeugen. Das Ziel besteht darin, die Pflanze buschiger wachsen zu lassen, die Lichtverteilung zu optimieren und letztlich den Ertrag zu steigern.
Bevor Du zur Schere greifst und Deine Cannabis Pflanzen beschneidest, heißt es jedoch erst mal abwarten. Lass Deine Pflanzen zunächst wachsen. Der richtige Zeitpunkt für das Topping ist erreicht, wenn die Pflanze gesund ist und mindestens 3 bis 5 Nodien (Knotenpunkte für Seitentriebe) entwickelt hat. Wie schnell sie dieses Stadium erreicht, hängt stark von der Genetik ab.
Wichtig zu wissen: Bei Sämlingen sind die Nodien in der Regel symmetrisch, das heißt, die Seitentriebe wachsen auf gleicher Höhe links und rechts. Bei Stecklingen dagegen wachsen sie oft versetzt, was das Topping etwas unübersichtlicher machen kann.
Der perfekte Schnitt: Worauf es beim Topping wirklich ankommt
Um ein erfolgreiches Topping zu erzielen, schneide den Haupttrieb in einem sauberen, geraden Schnitt möglichst dicht oberhalb der gewünschten Nodienstelle ab. Der Schnitt sollte in einem 45-Grad-Winkel ausgeführt werden. So kann Wasser besser ablaufen und die Pflanze kann die Schnittstelle schneller verschließen. Dadurch wird das Risiko für Infektionen oder Fäulnis minimiert.
Idealerweise verwendest du eine sterile Rasierklinge, da herkömmliche Trimmscheren den Trieb leicht quetschen können. Sauberkeit und Genauigkeit sind in jedem Fall besonders entscheidend für gesunde Pflanzen und bestmögliche Erträge. In den Tagen danach teilt sich das Wachstum: Aus den darunterliegenden Seitentrieben entwickeln sich zwei dominante Triebe, was zu einer dichteren und flacheren Pflanzenstruktur führt.
Wissenswert: Während sich Blätter oder kleinere Seitentriebe unter Umständen sogar mit dem Fingernagel abzwicken lassen, ist beim sogenannten Topping besondere Sorgfalt geboten. Hier empfiehlt sich eine sterile Rasierklinge, da herkömmliche Trimmscheren den Trieb leicht quetschen können.
Zusammengefasst: Schritt-für-Schritt-Anleitung fürs Topping
- Pflanze vorbereiten: Warte, bis die Pflanze gesund ist und mindestens 3–5 Nodien (Seitentrieb-Knotenpunkte) ausgebildet hat.
- Den richtigen Punkt wählen: Suche die Stelle direkt über dem 3. oder 4. Nodium – hier soll der Schnitt angesetzt werden.
- Werkzeug desinfizieren: Verwende eine sterile Rasierklinge oder ein Skalpell. Trimmscheren sind weniger ideal, da sie oft leicht quetschen.
- Sauber schneiden: Führe einen geraden, sauberen Schnitt du in einem 45-Grad-Winkel knapp über dem gewählten Nodium aus. Kein Ausreißen oder Quetschen!
- Beobachten und pflegen: Die Pflanze wird nun zwei neue Spitzen bilden. Achte in den nächsten Tagen auf saubere Heilung und kein Anzeichen von Stress.
4-Wege-LST: Eine Spezialform des Toppings für maximale Erträge
Das 4-Wege-LST (Low Stress Training) ist eine erweiterte Technik, die das Topping mit gezieltem Biegen der vier Haupttriebe kombiniert. Diese Methode fördert eine breite, offene Pflanzenstruktur, die es den Haupttrieben ermöglicht, gleichmäßig Licht zu erhalten und somit bessere Wachstumsbedingungen zu schaffen. Nach dem Topping der Pflanze werden die vier neu gebildeten Haupttriebe in unterschiedliche Richtungen gezogen – typischerweise nach vorne, hinten, links und rechts.
Durch das Biegen der Triebe entsteht eine horizontale Struktur, die den unteren Bereich der Pflanze besser belüftet und mehr Licht in die inneren Triebspitzen lässt. Das führt zu einer gleichmäßigen Entwicklung der Triebe und steigert den Ertrag, da alle Haupttriebe optimale Lichtverhältnisse genießen. Diese Technik ist besonders nützlich, wenn Du eine kompakte, aber dennoch ertragreiche Pflanze mit gleichmäßiger Verteilung der Triebe erzielen möchtest.
Lollipopping: Schonende Pflege für mehr Fokus auf starke Buds
Wenn deine Pflanzen in die Blütephase eintreten, ist vorsichtiges Handeln gefragt. Ein zu wildes Beschneiden kann in dieser Phase fatale Folgen haben und deine Ernte gefährden. Während der Blütezeit konzentrieren sich Cannabis Pflanzen darauf, ihre Energie in die Produktion von Blüten zu stecken. Dennoch gibt es eine Technik, die du anwenden kannst: das Lollipopping. Dabei entfernst du die unteren Teile der Pflanze, die kein Licht mehr erhalten und von kleinen Trieben verdeckt werden. Meist ist das ganze untere Drittel der Pflanze betroffen. So lenkst du die Energie der Pflanze gezielt auf die oberen, gut belichteten Buds.
Das Ziel ist es, die Pflanze auf die Spitzen zu fokussieren statt auf kleine, schattige Mini-Buds im unteren Bereich. Das Ergebnis sieht aus wie ein „Lutscher“: unten kahl, oben buschig. Das erklärt auch den Namen „Lollipopping“. Am besten wendest du diese Technik kurz vor oder in der ersten Woche der Blütephase an, damit die Pflanze noch genug Zeit hat, sich zu erholen und ihre Energie umzulenken. Achte darauf, nicht zu viel zu entfernen: Entferne maximal 20–30 % der Pflanze, da sie sonst unter zu viel Stress geraten kann. Die Lollipopping-Technik ist weniger invasiv als Topping, sodass du dabei nicht viele Fehler machen kannst.
Sollten deine Pflanzen während der Blüte gelbe, vertrocknete oder bräunliche Blätter zeigen, entferne auch diese. Sie sehen nicht nur unschön aus, sondern können auch Schimmel, Bakterien und Insekten anziehen, die deiner Pflanze schaden könnten.
Entlauben: die sanfteste Methode zur Beschneidung
Das Entlauben ist eine der sanftesten Techniken, um das Wachstum Deiner Cannabispflanzen zu optimieren. Im Gegensatz zu aggressiveren Methoden wie dem Topping löst das Entlauben nur minimalen Stress aus und hat weniger Auswirkungen auf die Pflanze. Mit dieser Technik kannst Du die Luftzirkulation verbessern, das Licht besser verteilen und die unteren Teile der Pflanze entlasten, ohne sie stark zu beanspruchen. Zudem wird auch das Risiko für Schimmel und Schädlinge reduziert, da die Ansammlung von Feuchtigkeit im unteren Bereich verhindert wird.
Dafür entfernst Du gezielt einzelne Blätter, die den Lichtfluss blockieren oder das Wachstum der Pflanze behindern. Besonders solltest Du die großen Fächerblätter ins Visier nehmen, die den Blütenbereich oder die unteren Triebe beschatten. Diese Blätter entziehen der Pflanze Energie, erschweren die Luftzirkulation und verhindern, dass das Licht effektiv in die tieferen Pflanzenteile gelangt. Wichtig ist, das Entlauben nicht zu früh durchzuführen.
Die zwei besten Zeitpunkte dafür sind in der Übergangszeit zur Blütephase und noch einmal nach dem sogenannten „Stretch“, also etwa zwei bis drei Wochen nach Einleitung der Blütephase, wenn die Pflanze ihr Höhenwachstum größtenteils abgeschlossen hat. Auch hier gilt: Entferne nur maximal 20–30 % der Blätter, um der Pflanze genug gesunde Blattmasse für die Photosynthese zu lassen.
Alternativen zum Beschneiden
Es gibt auch Alternativen zum klassischen Beschneiden, um die Luftzirkulation zu verbessern und die unteren Bereiche der Pflanze besser zu belüften. Eine solche Methode ist die LST-Technik (Low-Stress-Training), bei der die Zweige vorsichtig in die gewünschte Form gebogen und fixiert werden, ohne sie zu schneiden. Dadurch wird das Licht gleichmäßig auf die Pflanze verteilt und das Wachstum der Triebe gefördert, ohne die Pflanze stark zu stressen.
Der Vorteil von LST besteht darin, dass die Pflanze sanft geformt wird, ohne dass ihre Struktur beeinträchtigt wird. LST bietet eine stressfreie Möglichkeit die Pflanze zu formen und ist besonders für Anfänger geeignet. Wie bereits in der 4-Wege-LST erklärt, kann sie aber auch Techniken wie das Topping ergänzen, um das Wuchsmuster der Pflanze zu perfektionieren.
Fazit
Das Beschneiden von Cannabispflanzen kann sich wirklich lohnen, wenn Du es richtig machst. Ob Du nur ein paar untere Blätter entfernst oder auf ausgeklügelte Techniken wie Topping oder Lollipopping setzt, mit etwas Geduld, Fingerspitzengefühl und dem richtigen Timing kannst Du Luft, Licht und letztlich auch die Erträge verbessern. Auch wenn Du lieber ohne große Eingriffe arbeitest, kannst Du mit sanften Methoden wie LST viel erreichen. Wichtig ist, dass Du Deine Pflanzen nicht überforderst und immer im Blick behältst, wie sie auf den Eingriff reagieren. Weniger ist oft mehr.