Rund um das Thema Cannabis am Steuer gibt es viele Fragen wie zur Nachweisbarkeit von THC, Beschleunigung des THC-Abbaus oder zu den rechtlichen Neuerungen durch die (Teil-) Legalisierung von Cannabis, die wir Dir im folgenden Artikel beantworten.

Cannabis-Legalisierung: Chancen und Herausforderungen

Seit dem 1. April diesen Jahren dürfen Volljährige Cannabis legal konsumieren und bis zu einer bestimmten Menge mit sich führen. Auch der heimische Anbau von maximal drei Cannabispflanzen ist erlaubt. All dies ist der erste Meilenstein in der Debatte zur Cannabis-Legalisierung. In vielen Alltagslagen bleiben aber noch alte Regelungen bestehen, vor allem beim Thema Cannabis am Steuer.

Egal, ob Cannabis, Alkohol oder andere Substanzen – setzt Du Dich nicht fahrtüchtig hinter das Steuer, gefährdest Du nicht nur Dich, sondern auch andere Menschen in erheblichem Maße. Deshalb gilt grundsätzlich: Hast Du Cannabis konsumiert – fahre kein Auto.

Cannabis am Steuer: Kommt der neue THC-Grenzwert?

Obwohl bislang kein THC-Grenzwert im Straßenverkehrsgesetz verankert ist, gilt in der Praxis ein Nachweisgrenzwert von 1,0 Nanogramm THC pro Milliliter Blutserum. Wer erwischt wird, muss aktuell mit empfindlichen Strafen wie Bußgeldern in Höhe von 500 bis 1.500 Euro, zwei Punkten in Flensburg und bis zu drei Monaten Fahrverbot rechnen. Das könnte sich aber bald ändern. Denn das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) hat eine unabhängige Arbeitsgruppe beauftragt, einen neuen THC-Grenzwert zu erarbeiten.

In einer Pressemitteilung hat das BMDV nun vorgeschlagen, den Grenzwert auf 3,5 ng/ml THC anzuheben.[1] Dieser Wert sei in Bezug auf das Risiko mit einer Blutalkoholkonzentration von 0,2 Promille vergleichbar. Mit dem neuen Grenzwert soll erreicht werden, dass es – anders als bei dem Grenzwert von 1,0 Nanogramm – vor allem die regelmäßigen Cannabiskonsument:innen trifft, da THC nach dem letzten Konsum noch mehrere Tage nachweisbar ist.

Der Mischkonsum von Cannabis und Alkohol ist ebenfalls ein Thema, worüber die Arbeitsgruppe des BMDV diskutiert hat. Hier wird empfohlen, den unter 21-Jährigen ein Alkoholverbot am Steuer nach dem Cannabiskonsum zu geben.

Zur Umsetzung dieser Regelungen ist eine Änderung des Straßenverkehrsgesetzes erforderlich, was wiederum durch den Bundestag entschieden werden muss. Bis dahin verbleibt es noch bei dem Grenzwert von 1,0 Nanogramm THC pro Milliliter Blutserum.

Darf man Cannabis im Auto mitführen?

Laut dem neuen Cannabisgesetz darf jede erwachsene Person ab 18 Jahren bis zu 25 Gramm Cannabis mit sich führen. Das würde theoretisch bedeuten, dass Du Cannabis bis zu diesem Grenzwert auch im Auto bei Dir haben darfst.

Wenn Du allerdings von der Polizei angehalten wirst und diese Cannabisblüten bei Dir sehen, wirst Du mit hoher Wahrscheinlichkeit einen Drogentest machen müssen, um sicherzustellen, dass Du fahrtüchtig bist.

Fahrerlaubnisverordnung: Was hat sich verändert?

Im Rahmen der Legalisierung wurde ein neuer § 13 a in die Fahrerlaubnisverordnung (FeV) geschrieben. Demnach muss ein ärztliches Gutachten eingeholt werden, wenn angenommen werden kann, dass eine Cannabisabhängigkeit besteht oder ein medizinisch-psychologisches Gutachten (MPU), wenn keine Abhängigkeit besteht, jedoch Anzeichen für den Missbrauch vorliegen.[2] Was aber genau ein solcher Cannabismissbrauch sein soll, lässt die Rechtsprechung offen. Es ist anzunehmen, dass hiermit der regelmäßige Konsum gemeint ist.

Weiter heißt es, dass eine MPU auch unter anderem dann beizubringen ist, wenn es zu wiederholten Zuwiderhandlungen im Straßenverkehr unter dem Einfluss von Cannabis gekommen ist, die Fahrerlaubnis bereits schon einmal wegen Cannabismissbrauchs entzogen wurde oder in dem Fall, wenn geklärt werden muss, ob ein Missbrauch oder eine Abhängigkeit nicht mehr besteht.

Sicherlich stellt sich jetzt die Frage, wie sich dieser neue Paragraf auf laufende Cannabis-Eignungsverfahren auswirkt. Hierauf gibt es aktuell leider keine pauschale Antwort, da jeder Fall einzeln betrachtet werden muss. Ratsam ist es, hierzu Rechtsanwält:innen zu konsultieren, die sich auf diese Thematik spezialisiert haben.

Wie wird THC im Körper abgebaut?

Tetrahydrocannabinol (THC), das berauschend wirkende Cannabinoid aus der Cannabispflanze, wird im Körper hauptsächlich in der Leber abgebaut, wo es mithilfe von verschiedenen Enzymen in Metaboliten umgewandelt wird.

Einer der wichtigsten Metaboliten ist hier die THC-Carbonsäure (THC-COOH), der sich im Fettgewebe ablagert und nur langsam abgebaut wird. Nach dem einmaligen Konsum von Cannabis wird THC-COOH über den Urin ausgeschieden. Wenn aber an den Folgetagen wieder Cannabis konsumiert wird, steigt der THC-COOH-Pegel im Fettgewebe weiter an. Das liegt daran, dass THC eine fettliebende Substanz ist und somit leichter vom Fettgewebe aufgenommen wird, als es abgebaut wird. Dementsprechend wird der THC-COOH-Wert als Richtschnur dafür genutzt, ob Cannabis gelegentlich oder regelmäßig konsumiert wird.

  • Nachweis von THC im Blut: Der aktive THC-Wert im Blutplasma lässt sich etwa 12 bis 72 Stunden nach dem Cannabiskonsum je nach aufgenommener THC-Menge und Häufigkeit des Cannabiskonsums nachweisen. Die Nachweisbarkeit von THC-COOH im Blutplasma ist über einen weitaus längeren Zeitraum möglich, nach dem einmaligen Konsum etwa ein bis drei Tage und bei regelmäßigem Cannabiskonsum sogar drei bis sieben Tage.
  • Nachweis von THC im Urin: Im Urin lässt sich THC wesentlich länger nachweisen als im Blutserum. Nach dem einmaligen Konsum kann der THC-COOH-Wert noch nach 24 bis 36 Stunden bestimmt werden. Bei regelmäßigem Cannabiskonsum beträgt die Nachweisdauer sechs bis acht Wochen und bei Daueranwendung bis zu zwölf Wochen.
  • Nachweis von THC im Speichel: Speicheltests kommen häufig zum Einsatz und überprüfen die Stoffwechselprodukte von THC. Dabei können die Tests THC-COOH noch bis zu 72 Stunden nach dem Konsum nachweisen.
  • Nachweis von THC im Haar: Die THC-Abbauprodukte lassen sich zwar im Haar nachweisen, jedoch ist dieser Test fehleranfällig und zeigt häufig falsch-positive Ergebnisse. Deshalb kommt der Haartest in der Regel nicht zum Einsatz.

Gibt es Studien zum Abbau von THC?

Es gibt tatsächlich zwei interessante Studien. In einer Studie nahmen die Forscher:innen an, dass die THC-Konzentration im Blutserum nach dem letzten Cannabiskonsum auf ungefähr zwei bis drei Nanogramm pro Milliliter abfällt und anschließend kontinuierlich abgebaut wird. Die Tests bei 21 regelmäßigen Cannabiskonsumenten zeigten jedoch, dass bei einigen Teilnehmer:innen auch nach sieben Tagen noch bis zu vier Nanogramm THC pro Milliliter im Blutserum nachweisbar waren. Bei einigen Teilnehmer:innen stieg der Wert sogar nach mehreren Tagen wieder an.[3]

Bei regelmäßigen Cannabiskonsument:innen scheint dies nicht untypisch zu sein. Denn in einer weiteren Studie konnte auch nach vier Wochen nach dem letzten Konsum immer noch THC im Blut nachgewiesen werden und das, obwohl die Blutproben vor wenigen Tagen zuvor noch negativ waren.[4]Diese Studien zeigen, dass die Abbaugeschwindigkeit von THC von Person zu Person erheblich variieren kann und wie unberechenbar diese ist.

Kann der THC-Abbau im Körper beschleunigt werden?

Die einen empfehlen Sport, die anderen entgiftende Saunabesuche und wiederum andere raten, mehr zu trinken, um den Abbau von THC und seinen Abbauprodukten zu beschleunigen. Ob das funktioniert, ist mehr als fraglich. So ist Sport zwar gesund, bei zu großer Anstrengung wird aber Fett abgebaut und das dort eingelagerte THC-COOH gelangt in geringer Konzentration wieder in die Blutbahn. Ob THC und THC-COOH in großer Menge über den Schweiß beim Saunieren oder bei der Erhöhung der Trinkmenge abtransportiert wird, ist zu bezweifeln.

Gefährlich wird es, wenn auf Methoden wie die Einnahme von Diuretika oder Niacin zurückgegriffen wird. Diuretika sind Medikamente zum Entwässern und erhöhen die Urinproduktion. Sie sind absolut nicht geeignet, um THC „aus dem Körper zu spülen“. Vielmehr können Diuretika eine Dehydration verursachen, was schwerwiegende gesundheitliche Folgen wie Herzrhythmusstörungen und Nierenversagen haben kann.

Auch Niacin (Vitamin B3) ist nicht geeignet, um den Abbau von THC zu beschleunigen. Zwar wird oftmals behauptet, dass das Vitamin den Stoffwechsel beschleunigen kann, dies ist jedoch wissenschaftlich nicht bewiesen. Außerdem können hohe Dosen des Vitamins unangenehme bis gefährliche Nebenwirkungen wie Übelkeit, Schwindel, Hautrötungen bis hin zu Leberschäden auslösen. Es gibt also im Grunde nur eine zuverlässige und hundertprozentig sichere Methode und das ist eine Cannabis-Toleranzpause.

Fazit

Das neue Cannabis-Gesetz erlaubt den Besitz, Konsum und Anbau von Cannabis in gewissen Grenzen. Was das Thema Cannabis am Steuer angeht, gibt es bislang jedoch keine Änderungen. So wird das Autofahren unter dem Einfluss von Cannabis mit empfindlichen Strafen belegt. Zwar wurde nun eine Erhöhung des THC-Grenzwertes von 1,0 auf 3,5 ng/ml vorgeschlagen, ob und wann der Bundestag diesem Vorschlag zustimmt, bleibt noch offen.

Aber auch wenn der Grenzwert angehoben wird, ist das kein Freifahrtschein. Cannabis kann die Fahrtüchtigkeit beeinträchtigen, weshalb grundsätzlich davon abgesehen werden sollte, sich nach dem Konsum hinter das Steuer zu setzen. Wer Cannabis konsumiert, muss sich auch darüber im Klaren sein, dass THC und seine Abbauprodukte noch lange im Körper nachweisbar sind. Zwar gibt es viele Tipps, wie der Abbau beschleunigt werden kann, hierauf ist aber kein Verlass und einige Methoden können sogar schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben.

Quellen und Studien

[1] BMDV. (2024). Unabhängige Expertengruppe legt Ergebnis zu THC-Grenzwert im Straßenverkehr vor. Pressemitteilung. Download vom 03.04.2024 von [Quelle]

[2] Bundesamt für Justiz. Verordnung über die Zulassung von Personen zum Straßenverkehr (Fahrerlaubnis-Verordnung - FeV). § 13a Klärung von Eignungszweifeln bei Cannabisproblematik. Download vom 03.04.2024 von [Quelle]

[3] Odell MS, Frei MY, Gerostamoulos D et. al, Residual cannabis levels in blood, urine and oral fluid following heavy cannabis use. Forensic Sci Int. 2015 Apr;249:173-80. Download vom 03.04.2024 von [Quelle]

[4] Bergamaschi MM, Karschner EL, Goodwin RS, Scheidweiler KB, Hirvonen J, Queiroz RH, Huestis MA. Impact of prolonged cannabinoid excretion in chronic daily cannabis smokers' blood on per se drugged driving laws. Clin Chem. 2013 Mar;59(3):519-26. Download vom 03.04.2024 von [Quelle]