Von einer chilligen Stimmung über Lachflashs bis hin zu völligem stoned – Cannabis kann die unterschiedlichsten Wirkungen auslösen. Hauptverantwortlich ist der Stoff THC, einer der wichtigsten Bestandteile der Cannabispflanze.

Die Entdeckung von THC

THC ist die Abkürzung von Delta-9-trans-Tetrahydrocannabinol, wobei sich das „Delta-9“ auf die chemische Struktur der Verbindung bezieht. Entdeckt wurde THC erstmals im Jahr 1964 von dem berühmten israelischen Cannabisforscher Raphael Mechoulam, der THC aus der Cannabispflanze isolierte.

Wissenswert: THC war nicht das erste Cannabinoid, das identifiziert wurde. Der US-amerikanische Chemiker Roger Adams hatte bereits im Jahr 1940 das Cannabinoid Cannabidiol (CBD) aus der Cannabispflanze isoliert.

Was ist ein Cannabinoid?

THC ist ein Cannabinoid, bzw. genauer gesagt ein Phytocannabinoid (Phyto aus dem Griechischen übersetzt: „Pflanze“), das von der Cannabispflanze gebildet wird. Dabei ist Cannabis nicht die einzige Pflanze, die Cannabinoide produziert. Es lassen sich beispielsweise in Lebermoos und Sonnenhut Cannabinoide nachweisen, jedoch nicht in der Menge und Vielfalt wie in Cannabis. So enthält die Cannabispflanze mehr als 100 verschiedene Cannabinoide.

Die Identifizierung der Cannabinoide CBD und THC führte zur Entdeckung des Endocannabinoid-Systems (ECS) mit seinen Cannabinoid-Rezeptoren. Es gibt zudem körpereigene Stoffe, die an diese Rezeptoren binden – die sogenannten Endocannabinoide. Die bekanntesten Vertreter sind N-Arachidonylethanolamid (Anandamid) und 2-Arachidonylglycerol (2-AG), die der Körper nach Bedarf bilden kann, jedoch wesentlich schneller vom Körper abgebaut werden als die Cannabinoide aus der Cannabispflanze.[1]

Wie entsteht THC in der Cannabispflanze?

Die Entstehung von THC ist ein komplexer Prozess, der in den Drüsenhaaren (Trichomen) der Cannabispflanze stattfindet. Die wichtigsten Schritte der Biosynthese von THC sind:

  • Die Pflanze bildet zunächst die Vorläufermoleküle Geranylpyrophosphat (GPP) und Olivetol.
  • Durch eine Reihe von enzymatischen Reaktionen werden diese zur Cannabigerolsäure (CBGA) umgewandelt.
  • CBGA wird dann durch das Enzym Tetrahydrocannabinolsäure-Synthase (THCAS) katalysiert, woraus die Cannabinoidsäure Tetrahydrocannabinolsäure (THCA) entsteht.

THCA ist die säurehaltige oder inaktive Form von THC. Das bedeutet, dass die Cannabispflanze genau genommen keine Cannabinoide, sondern Cannabinoidsäuren produziert. Diese ähneln den Cannabinoiden, lösen jedoch nicht die gleichen Effekte aus. THCA verursacht keinen Rausch. Wer also rohen Cannabis verzehrt, wird vergeblich auf ein High warten.

Die berauschende Wirkung löst lediglich THC aus, das durch die sogenannte Decarboxylierung entsteht. Hierbei handelt es sich um einen chemischen Prozess, bei dem sich unter Hitze (z. B. Rauchen oder Vapen) eine Carboxylgruppe abspaltet. Aus THCA wird somit THC.

Wissenswert: Die Produktion von THC in der Cannabispflanze hängt von verschiedenen Faktoren ab, unter anderem von der Genetik, Umweltbedingungen wie Licht, Temperatur und Nährstoffe sowie dem Entwicklungsstadium der Pflanze. Dabei kann die genaue Kontrolle dieser Faktoren die Menge und Qualität des THCs beeinflussen.

Wie wirkt THC im Körper?

Es gibt zwei wichtige Cannabinoid-Rezeptoren: Während sich der Cannabinoid-Rezeptor 1 (CB1) vorwiegend im zentralen Nervensystem (Gehirn und Rückenmark) findet, lässt sich der Cannabinoid-Rezeptor 2 (CB2) insbesondere in den Zellen des Immunsystems nachweisen.

THC bindet besonders stark an die CB1-Rezeptoren in verschiedenen Regionen des Gehirns (Basalganglinien, Hippocampus, Kleinhirn und Hypothalamus). Durch die Aktivierung der Rezeptoren werden die normalen Abläufe ziemlich durcheinandergebracht bzw. wird der Ablauf der Informationsvermittlung erheblich gestört, was unterschiedliche Auswirkungen haben kann. Dabei können sowohl angenehme als auch unangenehme Effekte auftreten. Generell hängt die Wirkung von Cannabis von diversen Faktoren und deren Zusammenspiel ab, wie beispielsweise:

  • Höhe des THC-Gehalts und der konsumierten Menge
  • Konsumform (Rauchen, Verdampfen, Essen)
  • Umgebung/Atmosphäre
  • Tagesform sowie körperliche und geistige Verfassung/Erwartungshaltung

Mögliche positive Wirkungen von THC können zum Beispiel in Form von Entspanntheit, Ausgeglichenheit, Hochgefühl, Gesprächigkeit und einer intensiveren Wahrnehmung der Umgebung sein. Aber auch das Gegenteil kann eintreten wie Ruhelosigkeit, Nervosität, Angst und Panik. Darüber hinaus kann THC auch körperliche Effekte auslösen, wie zum Beispiel:

  • Mundtrockenheit
  • gerötete Augen/erweiterte Pupillen
  • erhöhte Herzfrequenz/Blutdruckabfall
  • Schwindelgefühl/Zittern
  • Kopfschmerzen/Übelkeit
  • gesteigerter Appetit

Die Wirkweise von THC ist gut untersucht, jedoch noch nicht gänzlich erforscht. Es ist bekannt, dass THC nicht nur an die Cannabinoid-Rezeptoren binden kann. So kann das Cannabinoid unter anderem den 5HT3-Rezeptor, der zu den Serotoninrezeptoren gehört, hemmen und damit Übelkeit entgegenwirken.[2]

THC und sein Einfluss auf Neurotransmitter

Das Endocannabinoid-System ist an einer Vielzahl von Prozessen im Körper beteiligt und nimmt zudem Einfluss auf diverse Neurotransmittersysteme. Neurotransmitter sind Botenstoffe, die der Körper benötigt, um Informationen und Signale zwischen den Zellen zu verbreiten und weiterzugeben.

Über einen komplizierten Signalmechanismus kann THC die Konzentration des Nervenbotenstoffes Dopamin erhöhen.[3] Dabei gehört Dopamin zu den „Glückshormonen“ und ist eng mit den Gefühlen der Belohnung sowie Zufriedenheit verbunden.

Wissenswert: Der chronische Cannabiskonsum kann dazu führen, dass das Dopaminsystem „abstumpft“, sodass THC nicht mehr dieselben Effekte auslöst.

Darüber hinaus legen Studien nahe, dass THC in geringen Dosen in der Lage ist, die vermehrte Ausschüttung des „Glückshormons“ anzuregen. Hohe Dosen THC scheinen diesen Effekt jedoch umzukehren.[4]

Fazit zu THC

Das Verständnis von Tetrahydrocannabinol (THC), dem Hauptbestandteil von Cannabis, hat sich seit seiner Entdeckung stark weiterentwickelt. Dank der fortschreitenden Forschung konnte der Wirkmechanismus des Cannabinoids an vielen Stellen entschlüsselt werden. Gänzlich geklärt ist dieser jedoch noch nicht. Es bleibt zu hoffen, dass die Forschung weiterbetrieben wird, vor allem in Bezug auf die potenzielle medizinische Wirkung von THC.

Quellen und Studien

[1] Dingermann T. Grundlagen der Pharmakologie von Cannabinoiden. Schmerzmed. 2021;37(Suppl 1):8–13. German, Download vom 22.04.2024 von [Quelle]

[2] Yang KH, Isaev D, Morales M et. al, The effect of Δ9-tetrahydrocannabinol on 5-HT3 receptors depends on the current density. Neuroscience. 2010 Nov 24;171(1):40-9, Download vom 22.04.2024 von [Quelle]

[3] Zehra A, Burns J, Liu CK et. al, Cannabis Addiction and the Brain: a Review. J Neuroimmune Pharmacol. 2018 Dec;13(4):438-452, Download vom 22.04.2024 von [Quelle]

[4] De Gregorio D, Dean Conway J, Canul ML et al., Effects of chronic exposure to low doses of Δ9- tetrahydrocannabinol in adolescence and adulthood on serotonin/norepinephrine neurotransmission and emotional behaviors. Int J Neuropsychopharmacol. 2020 Jul 29;23(11):751–61, Download vom 22.04.2024 von [Quelle]