Die Entscheidung, ob Cannabis indoor oder outdoor angebaut werden soll, ist eine der grundlegendsten Fragen, die angehende und erfahrene Grower gleichermaßen beschäftigen. Beide Anbauarten bieten Vor- und Nachteile, die wir uns im folgenden Artikel näher ansehen.

Unterschiede im High: Indoor- vs. Outdoor-Cannabis

Oftmals heißt es, dass Cannabis, das im Freien angebaut wird, ein entspannteres „natürlicheres“ High bietet als Cannabis, das drinnen wächst. Diesem wird eher ein stärkeres High zugesprochen, da die Trichom-Dichte meist höher ausfällt. Letztendlich gibt es jedoch viele Faktoren, die zum Ernteergebnis beitragen – sowohl beim Indoor- als auch beim Outdoor-Anbau.

Vorteile des Outdoor-Cannabisanbaus

Cannabis ist dafür bestimmt, im Freien zu wachsen. Hier haben sie ausreichend Platz, um ihre Wurzeln sowie Kronendächer auszubreiten, und können ihr volles genetisches Potenzial ausschöpfen. Die Pflanzen lieben Sonnenlicht und gegen die schädliche UVB-Strahlung, die die DNS der Pflanzen schädigen kann, haben sie einen eigenen Sonnenschutz entwickelt: Sie produzieren Harz mit vielen aromatischen Terpenen, sodass die Buds einen hervorragenden Geschmack entwickeln.

Ein weiterer Vorteil vom Outdoor-Anbau ist, dass Du die Biodiversität auf natürliche Weise unterstützen kannst, indem Du Pflanzen, die sich mit Cannabis vertragen, wie Kamille, Dill, Weißklee oder Borretsch kultivierst. Denn das sorgt nicht nur für einen guten Boden, sondern reduziert auch die Ausbreitung von Krankheitserregern.

Im Vergleich zum Indoor-Anbau halten sich die Kosten im Rahmen, vor allem dann, wenn Du Dich für einen minimalistischen Ansatz entscheidest. Wenige Pflanzen, ein überschaubares Beet und ein paar Säcke Kompost bieten die Möglichkeit, hervorragende Ernten zu produzieren.

Nachteile des Outdoor-Cannabisanbaus

Was sich in der Theorie einfach anhört, ist in der Praxis mit einigen Herausforderungen verbunden. Als Outdoor-Grower bist Du auf die Anbausaison im Frühjahr angewiesen. Der wohl unberechenbarste Faktor ist hier das Wetter. Sowohl zu wenig Sonne als auch sengende Hitze und Dürre schaden Deinen Pflanzen. Auch über starke Winde und Starkregen werden sich die Cannabispflanzen nicht freuen. Alle diese Wetterereignisse stellen eine ernsthafte Gefahr dar und können das Ernteergebnis beeinträchtigen.

Ein weiteres Risiko besteht durch Schädlinge. Unwillkommene Besucher wie Schnecken können Deine Pflanzen vernichten, Blattläuse saugen den Saft aus Pflanzen und Nematoden fressen unter der Erde Löcher in den Boden. Insofern musst Du Maßnahmen ergreifen, um Schädlinge von Deinen Pflanzen fernzuhalten.

Einen Aspekt des Outdoor-Anbaus solltest Du auch nicht vergessen. Zwar darfst Du in Deutschland bis zu drei Cannabispflanzen legal zu Hause anbauen, dennoch können sich Deine Nachbarn daran stören. Vielleicht strecken sich die Kronendächer über den Gartenzaun oder man stört sich am Duft der Cannabispflanzen in der Blütephase. Hinzu kommt, dass Du unwillkommene Gäste in Deinem Garten hast, denn die Pflanzen können Diebe auf den Plan rufen.

Vorteile des Indoor-Cannabisanbaus

Der Indoor-Anbau in einer Growbox ermöglicht die Kontrolle jedes einzelnen Aspekts des Wachstumsprozesses Deiner Pflanzen, die nicht dem unbeständigen Wetter ausgesetzt sind. Vor allem ist der Belichtungsfaktor ein großer Vorteil. Denn mithilfe von Grow-Lampen kannst Du dafür sorgen, dass die Pflanzen die optimale Lichtmenge erhalten. Du kannst zudem die Temperatur und Luftfeuchtigkeit kontrollieren, sodass Deine Pflanzen gesund wachsen können.

Außerdem obliegt Dir bei photoperiodischen Sorten die Entscheidung, wann Du die Blütephase einleitest. Da Du also das ganze Jahr über Cannabis anbauen kannst, werden Deine Vorratsgläser mit köstlichen Buds niemals leer sein.

Nachteile des Indoor-Cannabisanbaus

Deine Cannabispflanzen kommen nicht in den Genuss eines natürlichen Bodennahrungsnetzes. Zwar ist es möglich, ein Mini-Ökosystem nachzuahmen, beispielsweise mit kleinen Begleitpflanzen, doch das braucht Zeit. Und da wir gerade beim Thema Zeit sind: Der Indoor-Anbau ist wesentlich zeitintensiver und aufwendiger als der Outdoor-Anbau. Im Grunde können die Pflanzen wie „Babys“ angesehen werden, die während des gesamten Wachstumsprozesses begleitet und versorgt werden müssen.

Auch der Kostenfaktor ist nicht zu unterschätzen. Töpfe, Erde, Dünger, LED-Wärmelampen, Hochleistungslüfter, automatische Bewässerungssysteme plus saftiger Wasser- und Stromrechnung können die Kosten ganz schnell in die Höhe schnellen lassen.

Indoor & Outdoor-Anbau: Größe und Optik

Wachsen Cannabispflanzen im Freien, tendieren sie dazu, größer zu werden. Denn schließlich sind sie von Natur aus für den Outdoor-Anbau bestimmt. Hier können sich die Pflanzen entfalten und den Wachstumsbedingungen anpassen. Bei Indoor-Cannabispflanzen kann es also passieren, dass sie etwas kleiner ausfallen.

Auch in Bezug auf die Optik kann sich Indoor- und Outdoor-Cannabis unterscheiden. Draußen kämpfen die Pflanzen mit diversen Umweltfaktoren wie Sonne, Wind, Regen und vielem mehr. Oftmals nehmen die Buds dann eine dunkelgrüne Farbe an. Außerdem werden die Pflanzen wilder und dicker als die kompakten Indoor-Pflanzen.

Gewächshäuser und Polytunnel als dritte Option

Der Anbau von Cannabis im Gewächshaus vereint die Vorteile des Outdoor- und Indoor-Anbaus, wobei es auch bei diesem Hybrid-Ansatz Vor- und Nachteile gibt:

Vorteile:

  • kontrollierte Umweltbedingungen
  • Schutz vor äußeren Einflüssen
  • längere Wachstumsperioden
  • mehrere Ernten pro Jahr
  • geringerer Wasserverbrauch
  • konsistente Qualität

Nachteile

  • großer Flächenbedarf
  • hoher Kostenaufwand für Bau und Ausstattung
  • laufende Betriebskosten
  • hoher technischer Aufwand
  • ggf. gefährden technische Ausfälle die Ernte

Der Polytunnel (Folientunnel) ist eine weitere Alternative zum Indoor- und Outdoor-Anbau. Dieser besteht aus einem Rahmen, der mit einer transparenten Kunststofffolie überzogen ist. Dabei bietet der Polytunnel ähnliche Vorteile wie ein Gewächshaus.

Nachteilig ist hingegen der Platzmangel innerhalb des Tunnels. Außerdem kommt es unter der Folie schnell zu einer Überhitzung. Eine fehlende oder unzureichende Belüftung führt dann zu einer sehr hohen Luftfeuchtigkeit und Kondensation, was die Schimmelbildung fördert. Insofern bedarf auch ein Polytunnel regelmäßiger Kontrollen.

Zusammenfassung

Der Outdoor-Anbau von Cannabis mag für den einen Grower die bessere Variante zu sein, während viele andere die Indoor-Zucht bevorzugen. Welcher Ansatz hier nun besser oder schlechter ist, lässt sich nicht sagen. Sicherlich bevorzugen Cannabispflanzen natürliche Bedingungen. Dafür sind Grower auf die Anbausaison angewiesen und müssen mit unvorhersehbaren Wetterbedingungen kämpfen. Hingegen können drinnen zu jeder Zeit Pflanzen angebaut werden, wobei der Zeitaufwand zum Hegen und Pflegen der Pflanzen weitaus höher ausfällt als wie beim Outdoor-Anbau.

Bezüglich der anfallenden Kosten liegen diese beim Outdoor in der Regel im überschaubaren Rahmen. Beim Indoor-Anbau kommt es darauf an, wie viel Geld Du in die Ausrüstung bzw. Technik stecken möchtest. Allerdings besteht auch die Möglichkeit, erst einmal klein anzufangen und Erfahrungen zu sammeln. Egal, ob Du Dich nun für den Indoor- oder Outdoor-Anbau entscheidest – wichtig ist, dass Du Deinen Pflanzen die bestmöglichen Bedingungen bietest. Denn dann werden sie Dir eine reiche Ernte verschaffen.